Marcela Harthova

Nimm das, Shakira!

d'Lëtzebuerger Land du 06.01.2012
„Wir machen einfach ein bisschen hiervon und ein bisschen davon“, deutet Marcela Harthova ein paar Schritte an. „Ihr werdet sehen, es ist ganz einfach“, versichert sie denen, die zum ersten Mal dabei sind und die defensiv im hinteren Drittel des Fitnessraums Stellung bezogen haben. Sie zeigt einmal die Schrittfolge, rät, die dazugehörenden Armbewegungen einstweilen beiseite zu lassen, falls man sich verheddern sollte. Dann dreht sie die Stereoanlage auf, und aus den Lautsprechern des Fitnessstudios wummern schnelle, lateinamerikanische Melodien. Der Zumba-Kurs hat begonnen. Marcela, die zertifizierte Zumba-Trainerin, tanzt vorne vor, die gut 20 Teilnehmerinnen versuchen zu folgen. Schnell wird deutlich, wer diese Choreographie schon öfter gesehen hat und wer nicht, wer schon mal ansatzweise Salsa oder Merengue getanzt hat. Elegant und souverän wirken dabei zu Beginn die wenigsten.

Viel Zeit, das zu beobachten, bleibt allerdings nicht. Dazu ist man viel zu sehr damit beschäftigt, den eigenen Stoffwechsel nach einem langen Wintertag auf Trapp zu bringen und den Anschluss nicht zu verlieren oder Kollisionen mit der Kursnachbarin zu vermeiden, weil man in entgegengesetzter Richtung zur Gruppe unterwegs ist. Ein, zwei Schritte nach rechts, einmal mit den Hüften kreisen, dann ein zwei Schritte nach links, und das ganze von vorn. Ach nein? Auch gut. Der erste Eindruck: Zumba ist wie Salsa-Tanzen im Schnelldurchlauf, kombiniert mit Sprüngen und viel Armbewegung, die, würde man mit einem Partner tanzen, ausbliebe. Was es nicht weniger anstrengend macht.

Denn schon während der ersten Mini-Choreo, jeweils ein „Tanz“ zu einem Lied, kommt besagter Stoffwechsel gehörig auf Trab und auch der Puls regelmäßiger Jogger steigt auf gefühlte 170 Schläge pro Minute. Zweifel an der eigenen Kondition kommen auf. Da beruhigt es, dass nach dem ersten Lied, also nach fünf Minuten, alle, Trainerin inklusive, schwitzend zur Wasserflasche greifen. Zwischen 600 und 1 000 Kalorien, heißt es auf der Zumba-Webseite, verbrauche man pro Stunde. Nicht von ungefähr. Denn solche Mini-Choreographien werden pro Kurs ungefähr zwölf probiert. Die Entwickler der Zumba-Kurse haben Tanz-Fitness zum Programm gemacht und dies patentieren lassen.

Erfunden wurde Zumba der offiziellen Corporate history zufolge in den Neunzigern vom Kolumbianer Alberto Perez, Aerobic-Trainer in Cali, als dieser eines Tages die Musikkassetten für den Unterricht vergessen hatte. Perez improvisierte daraufhin ein Fitnessprogramm auf Basis der Merengue- und Salsa-Lieder, die er privat hörte, zur, wie es heißt, großen Begeisterung der Kursteilnehmer. Er exportierte das Format in die USA, wo es von zwei Unternehmern aufgegriffen wurde, die ein Patent anmeldeten. Deshalb muss es richtig heißen: Zumba®. Seit 2005 werden an der Zumba-AcademyTM, die Zumba-Trainer ausgebildet, es gibt Zumba-DVDs, Zumba für Wii, X-Box und Play Station 3. Zumba-Partys werden organisiert – auch in Luxemburg –, bei denen Zumba-Anhänger über Stunden zur speziellen Zumba-Musik tanzen und dabei nicht selten die neonfarbene Sportkleidung der Marke Zumba tragen, die man nach jedem Kurs oder übers Internet bestellen kann. Das Merchandising boomt. Aus der improvisierten Aerobic-Stunde ist eine internationale Marke geworden. In 125 Ländern finden den Firmenangaben zufolge Kurse statt, an den wöchentlich Millionen Menschen teilnehmen.

„Feier dich fit“, lautet das offizielle Motto. Das Prinzip ist inklusiv. Über dem Spaß am Tanzen sollen die Teilnehmer die Anstrengung vergessen, Vorkenntnisse nicht notwendig sein. Weil beim Zumba-Tanzen die Bewegung selbst, nicht die Präzision in der Ausführung der Bewegungen, an erster Stelle steht, kann das für Teilnehmer mit Tanzausbildung anfangs ein wenig enttäuschend sein. Doch tatsächlich macht dies die Kurse jedermann zugänglich. Nach zwei, drei Liedern findet man in den Rhythmus. Nach einer richtig absolvierten Schrittfolge – ohne verhedderte Arme – macht sich ein triumphierendes Grinsen auf dem Gesicht breit. Die Anstrengung fängt an, sich durch Glückshormone bezahlt zu machen. Zumal die Trainerin gerade mit Münzen besetzte Hüftbinden austeilt, die während einer befreienden Runde Bauchtanz und ausladenden Hüftschwingens klingeln. „Wiggle Wiggle“, heißt es im Refrain. Nimm das, Shakira!

Infos und Anmeldemöglichkeiten gibt es bei­spiels­weise unter www.zumba.lu oder www.zumba-fitness.lu.
Michèle Sinner
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