Eine Investment-Kummerkastentante soll künftig Fondsanlegern in Not über Telefon und Internet mit Rat und Tat zur Seite stehen. Die Hotline ist Teil des Investoren-Forums, das die Investmentfondsvereinigung Alfi demnächst auf die Beine stellen will.
Zum Schluss, dass ein solches gebraucht wird, kommt die Alfi-Arbeitsgruppe, welche die Folgen der Madoff-Affaire untersucht hat. Ab Januar 2010 soll zudem eine neue Alfi-Webseite ins Netz gehen, die Anlegern in einer für Nicht-Experten verständlichen Sprache erklären soll, was Fonds sind und wie sie funktionieren. Zudem will die Alfi Kurse für Sekundarschüler anbieten. Das Investoren-Forum ist aber auch als Teil einer neuen Strategie zu sehen, bei der die Anleger im Zentrum des Geschehens stehen sollen, nicht die Produkte.
Die Madoff-Arbeitsgruppe hat außerdem einen neuen Verhaltenskodex für die Verwaltungsräte von Investmentfonds vorgelegt, der für mehr Transparenz sorgen sollen. Darin heißt es unter anderem: „Von den Mitglieder des Verwaltungsrates wird erwartet, dass sie die Aktivitäten des Fonds verstehen und sich ihrer Rolle ausreichend widmen.“ Und: „Der Verwaltungsrat sollte die Interessen der Anleger immer an erste Stelle setzen.“ Oder: „Der Verwaltungsrat soll dafür sorgen, dass das Investment-Risiko-Management unabhängig vom Investment-Management ausgeführt wird.“ Sollte das alles nicht ohnehin eine Selbstverständlichkeit sein? „Es ist ja nicht so, als ob das, was wir im Verhaltenskodex sagen, alles neu wäre“, unterstreicht Camille Thommes, Direktor der Alfi. „In der Praxis werden die Prinzipien, die wir hier festgelegt haben, ohnehin meist schon angewendet.“ Die Arbeitsgruppe rät den Gesellschaften, in ihrem Jahresbericht darauf aufmerksam zu machen, dass sie den Verhaltenkodex respektieren. Ein anderes Mittel hat die Vereinigung nicht, ihre Mitglieder dazu anzuhalten, ihn anzuwenden.
Drittes Element der Schlussfolgerung sind die best practices für Depotbanken. Um es vorweg zu nehmen: Die Arbeitsgruppe kommt zur Schlussfolgerung, dass Rechte und Pflichten Luxemburger Depotbanken nicht wirklich von denen in anderen EU-Ländern abweichen und die EU-Direktive hierüber sinngetreu in Luxemburger Recht umgesetzt wurde. Doch kann eine Arbeitsgruppe eines Verbandes, der auch Depotbanken zu seinen Mitgliedern zählt, zusammengesetzt aus Akteuren der Luxemburger Fondsbranche, überhaupt zu einer anderen Schlussfolgerung kommen, ohne dem Geschäft zu schaden? In der Arbeitsgruppe seien alle Akteure vertreten gewesen, hebt Thommes hervor, außerdem habe man vergleichende Analysen angefertigt, mit Unterstützung aus dem Ausland, weswegen er keine Zweifel an der Neutralität der Resultate hat. Einer Harmonisierung der Depotbankrolle in der EU verschließt sich die Alfi nicht. Allerdings fordert sie vor einer Änderung der Regeln erst einmal eine grundlegende Untersuchung: Vor der Reparatur soll erst einmal der Schaden festgestellt werden. Und ein Kostenvoranschlag gemacht werden. „Es muss eine Kostenanalyse gemacht werden und ermittelt werden, was die Änderungen den Investoren im Endeffekt bringen. Soll die Depotbank künftig für alle erdenklichen Risiken geradestehen, dann wird das seinen Preis haben“, so Thommes. Das heißt, mit den Honoraren, welche die Depotbanken derzeit kassieren, können sie das nicht. Beispiel: Ein Aktienfonds der in Schwellenländer investiert. Muss die Depotbank haften, wenn beispielsweise die Regierung eines Landes die Firma nationalisiert, deren Aktien der Fonds gekauft hat? Ein normales Marktrisiko, also die Möglichkeit, dass die Aktie an Wert gewinnt oder verliert, ist das nicht. Deswegen setzt sich die Alfi dafür ein, dass der Bericht, den das Komitee der europäischen Finanz- und Wertpapierbehörden über die Funktion der Depotbank vorlegen soll, abgewartet wird, bevor man in Tatendrang verfällt. Die von ihr ausgearbeiteten best practices sollen den Depotbanken als Leitfaden in Situationen dienen, in denen sie nicht entscheiden kann, wer – beispielsweise in einem anderen Land – Subfunktionen übernimmt. Dazu will die Alfi zu einem späteren Zeitpunkt weitere, technische Leitlinien herausgeben.