Mat der Scheierpaart gewénkt, würde man auf Luxemburgisch sagen. „Wir sind für jedermann offen“, sagt Nico Binsfeld, CEO des Weiterbildungszentrums der Arbeitgeberverbände. „Deshalb zeigt unser Logo offene Türenflügel.“ Seit vergangenem November gibt es das House of Training, ein Zusammenschluss zwischen der Luxembourg School for commerce, dem früheren Weiterbildungszentrum der Handelskammer – nicht zu verwechseln mit der Luxembourg School of commerce – und dem früheren Institut de formation bancaire Luxembourg (IFBL) – nicht zu verwechseln mit der Luxembourg School of finance. Da taten sich Handelskammer und Bankenvereinigung ABBL, Betreiberin des IFBL mit dem Entschluss zusammen, das Weiterbildungszentrum der Arbeitgeberverbände zu werden, und vielleicht das Angebot ein bisschen übersichtlicher zu gestalten. Denn beim Institut national de formation professionelle continue (INFPC) sind mittlerweile 341 Weiterbildungsinstitute registriert und anerkannt. Die Handwerker haben ihre eigenen Weiterbildungs- und Kompetenzzentren, wie beispielsweise jenes, das für die Fortbildung der Mitarbeiter in der Baubranche zuständig ist. Daneben bietet auch die Arbeitnehmerseite über die Salariatskammer Kurse zur beruflichen Weiterbildung an. Da kann man schon einmal den Überblick verlieren.
Allein das House of training bietet dieses Jahr 800 Kurse an. Vom Zapfschein für angehende Kneipenbetreiber bis hin zu spezialisierten Kursen für die Mitarbeiter von Finanzinstituten wie beispielsweise Camboc Capital markets back office certificate. Trotz der unaussprechlichen Kurstitel dominiert im House of training die Finanzbranche, denn von den 22 500 Einschreibungen im vergangenen Jahr waren 15 000 allein für Weiterbildungskurse im Finanzwesen. Insgesamt hofft Nico Binsfeld die Teilnehmerzahlen weiter zu steigern. „Certificate“ ist dabei ein wichtiges Stichwort. Was das Angebot im House of training von dem in den Luxembourg Schools of ..., dem der Handwerkerkammer oder auch dem von der Handels- und der Handwerkskammer geplanten Institut supérieur de l’économie ISEC unterscheidet, ist, dass es ausschließlich Kurse zur beruflichen Weiterbildung anbietet, keine Grundausbildungskurse und keine Ausbildungen, die zu akademischen Diplomen führen.
Neben den früheren LSC und IFBL wurde auf Wunsch des Finanzministeriums auch die ehemalige Agence de transfert de technologie financière (ATTF) ins House of training integriert, deren bisherige Aktivitäten sich am ehesten als Entwicklungshilfe in Sachen Finanzwesen beschreiben lassen. Darüber hinaus wurden auch die vom ehemaligen CRP Henri Tudor, das heute zum List (Luxembourg Institute of science and technology) gehört, übernommen und außerdem Kurse im Auftrag der Energieagentur angeboten. Die ehemalige ATTF, die ansonsten hauptsächlich Luxemburger Finanzwissen in Entwicklungsländern verbreitete, soll nun zum „internationalen“, zum Export-Arm des House of training ausgebaut werden. In Singapur gibt es ein erstes Projekt, in Luxemburg entwickelte Ausbildungsprogramme an private Akteure zu verkaufen, ohne Entwicklungshilfezuschuss, erzählt Nico Binsfeld.
Ein logischer nächster Schritt, so der CEO, wäre eine intensivere Zusammenarbeit mit der Handwerkerkammer, allerdings nur im Bezug auf deren Weiterbildungsprogramm. Um die Berufsausbildung der Azubis soll sich die Handwerkerkammer weiterhin selbst kümmern. Auch das Kompetenzzentrum für den Informations- und Technologiebereich, das CdC ICT, wird nicht ins House of Training integriert, sondern als separate Einheit unter der Handwerkerkammer funktionieren. Das soll dann die ganze Bandbreite der Weiterbildungsbedürfnisse im ICT-Bereich abdecken. Vom Einführungskurs in Excell bis hin zum hoch spezialisierten Systemingenieur, sei es von Cisco, HP, SAP oder Microsoft. Wobei letztere, das weiß Nico Binsfeld als ehemaliger Mitarbeiter in der Telekomabteilung der Post händeringend gesucht werden.
Als Konkurrent zu den anderen, akkreditierten privaten 340 Anbietern von Weiterbildungskursen sieht Binsfeld das House of training nicht, weil man durchaus gewillt sei, deren Kurse in das eigene Angebot aufzunehmen. Aktuell bemüht sich das House, die bestehenden 800 Kurse in die Tabellen des European Qualification Framework einzutragen, durch das berufliche Qualifikationen und Kompentenzen innerhalb von Europa vergleichbar gemacht werden sollen. Wenn diese Arbeit abgeschlossen ist, sollen die Kursteilnehmer „Kredite“ sammeln können, die sie sich beim ISEC anrechnen lassen und später vielleicht in ein Diplom umgewandelt werden können. „Das soll einen zusätzlichen Anreiz schaffen, an unseren Kursen teilzunehmen“, so Binsfeld.