Kandidaten der CSV im Zentrum

Kein Spiel

d'Lëtzebuerger Land vom 29.01.2009

Wegen und trotz seines Rufs als rechter Law-and-order-Mann hatte Justiz- und Haushaltsminister Luc Frieden 2004 mit einem riesigen Vorsprung (41 908 Stimmen) auf die Erstgewählten der anderen Parteien (Polfer: 28 206, Bausch: 19 502, Krecké: 19 391) und den Zweitgewählten seiner eigenen Liste (Wiseler: 26 009) die meisten Wählerstimmen im Zentrum erhalten. Also ist er auch 2009 Spitzenkandidat im Bezirk, wo die Partei 2004 beachtliche zwei Sitze hinzugewonnen hatte und laut Tageblatt-Umfragen auch behalten könnte. Um den konservativsten Teil der ADR-anfälligen Wahlklientel zusätzlich zu be­dienen, darf Hausfrauenlobbyistin Yolande Roller-Lang trotz ihres enttäuschenden Ergebnisses von 2004 noch einmal antreten. Wohl zum selben Zweck soll es der Erste Regierungsrat Mill Majerus einmal versuchen, der seit zwei Jahrzenten im zuständigen Ministerium die Familienpolitik unter wechselnden CSV-Minister bestimmt und bei den kommenden Wahlversammlungen für Kinderbonus und Chèques-services werben kann.

Ein Bezirkskongress in Moutfort nahm am Samstag die Kandidatenliste der CSV für die Abgeordnetenwahlen im Zentrum mit einer nicht gerade überwältigenden Mehrheit von 168 von 207 Stimmen an. Die auf Nummer sicher setzende Partei kann acht der elf Erstgewählten wieder aufstellen, darunter die Minister Claude Wiseler und Jean-Louis Schiltz, die Abgeordneten Paul-Henri Meyers, Laurent Mosar, Marcel Oberweis, Martine Stein-Mergen und Lucien Thiel.

Es fehlen also der sich in den Staatsrat zurückziehende Abgeordnete Patrick Santer und die zurücktretende Abgeordnete Marie-Thérèse Gantenbein-Koullen – statt ihrer kandidieren nun ihr Nachfolger als Hesperinger Bürgermeister, Marc Lies, und die Hesperinger Gemeinderätin Diane Adehm. Auch der Abgeordnete Marcel Sauber tritt nicht mehr an und lässt sich auf der Kandidatenliste durch seinen Sohn, den Postbeamten François Sauber ersetzen. Gegen­-über 2004 fehlen auch die enttäuscht in den Ruhestand tretende  Europaabgeordnete und ehemalige Ministerin Erna Hennicot-Schoepges, die nur noch zu den Europawahlen antretende Europaabgeordnete Astrid Lulling, der noch rechtzeitig von den letzten Wahlen, aber dennoch erfolglos von der DP zur CSV übergelaufene Ex-Abgeordnete Théo Stendebach und die ehemalige Abgeordnete Ferny ­Nicklaus-Faber. „Sportlerin vum Joer 2002“ ist die Kompetenz, mit der laut Kandidatenliste die 27-jährige Karatesportlerin Tessy Scholtes sieben Jahre später der Partei Wählerstimmen im Zentrum bringen soll. Im gleichen Register ist die nun ins Parlament nachrückende Tochter der Radsportlegende Charly Gaul, Fabienne Gaul, dabei. Vor zehn Jahren hatte die CSV mit der Losung „Politik ass kee Spill“ geworben. 

Romain Hilgert
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