In den kommenden Wochen dürfte das Thema „Tram“ erneut diskutiert werden: Gemeinde Luxemburg und Transportministerium werden demnächst ein Verkehrskonzept für die Hauptstadt vorstellen; das Straßenbahnprojekt ist Teil davon.
Fest steht bereits die Trassenführung für die Tram zwischen Kirchberg und Hauptbahnhof, so Mobilitätsschöffe François Bausch: Vom Kirchberg kommend, soll sie hinter der Roten Brücke am Grand Théâtre vorbei verlaufen. Auf Höhe des Lycée Robert Schuman soll sie in die Allée Schaeffer einbiegen, den Glacis passieren und in der Verlängerung der Schaeffer-Allée – der kleinen Allée des Résistants et des Déportés, die die Buslinie 3 stadtauswärts nimmt – zur Place de l’Étoile gelangen. Von dort ginge es über die Avenue Emile Reuter weiter zum Boulevard Royal und schließlich über den Pont Adolphe und die Avenue de la Liberté zum Hauptbahnhof. Die Place de l’Étoile mit anzubinden, hatte die Gemeinde ausdrücklich gewünscht: Die Neunutzung der derzeitigen Brache sieht neben Wohnungen und Bürogebäuden den Bau einer Einkaufs-Galerie mit 20 000 Quadratmetern Verkaufsfläche vor.
War der Steckenverlauf über Nei Bréck und Nei Avenue in der Vergangenheit auch aus ideologischen Gründen ein kritischer Punkt in allen Planungen gewesen, ist er es heute aus bau- und verkehrstechnischen: Welche Art der Renovierung für den Pont Adolphe in Frage kommt und wie diese sich mit denkmal- schützerischen Erwägungen vereinbaren lässt (d’Land, 22.12.2006), will die Gemeinde möglichst schnell und nicht erst bis zum Sommer geklärt haben. Davon leitet sich ab, wie die Straßenbahn das Petrusstal überqueren wird: Entweder auf einem verbreiterten Pont Adolphe, oder auf einer separaten Neubaubrücke, oder auf der bestehenden Brücke, zu der eine zweite, für Fußgänger und Radfahrer reservierte, verliefe. Straßen-, Tram- und „Langsamverkehr“ gleichberechtigt zu behandeln, ist jedenfalls das Ziel. Mehr als zwei Fahrspuren sollen für Autofahrer dann nicht mehr zur Verfügung stehen.
Für welche Variante zur Sanierung des Pont Adolphe man sich entscheidet, wird wesentlich mitbestimmen, wann die erste Straßenbahn verkehrt. Die planerisch und bautechnisch am schnellsten zu realisierende Option wäre die Verbreiterung der Brücke. Günstigenfalls könnte die Tram dann im Jahr 2013 eingeweiht werden. Das ist nicht nur spät, gemessen an allen früheren Tram- und Train-Tram-Plänen von BTB bis mobilitéit.lu. Da die Straßenbahn wegen ihrer im Vergleich mit Bussen höheren Beförderungskapazität vor allem auf Streckenabschnitten mit besonders hohem Fahrgastaufkommen im öffentlichen Transport für Entlastung sorgen soll, käme sie auch spät angesichts des prognostizierten Verkehrszuwachses. Wie bisher schon reicht das Problem bis in die Randgemeinden der Agglomeration Luxemburg hinein, hat zu tun mit Einwohnerzahl- und Arbeitsplatzentwicklung sowie dem Berufspendleraufkommen. Aber die Vorhersagen, die das Integrative Verkehrs- und Landesentwicklungskonzept (IVL) vor drei Jahren getroffen hatte, erweisen sich heute als zu vorsichtig geschätzt. Studien vom November letzten Jahres prognostizieren für Hauptstadt und Umland bis 2020 eine Verdreifachung des Kfz-Verkehrs gegenüber heute.
Ein Grund, weshalb die Tram-Planungen nun bis in die Randgemeinden ausgeweitet werden sollen. Überdacht werden auch die Prioritäten für den Bau der Eisenbahn-Peripheriebahnhöfe um Luxemburg-Stadt, von denen aus auf den öffentlichen Transport umgestiegen werden soll. Der Bahnhof Cessingen etwa soll nun früher fertig sein als noch vor einem halben Jahr gedacht: weil der Park-and-Ride-Parkplatz in Cessingen derzeit nur zu 60 Prozent ausgelastet ist und weil der Cessinger Bahnhof nah beim Neubaugebiet Porte de Hollerich liegt, auf dessen rasche Realisierung die Promoteure drängen.
Weil bis auf weiteres das öffentliche Transportangebot nur auf Bussen beruhen kann, soll im kommenden Herbst ein veränderter Busdienst in Betrieb gehen: Zum einen ein System aus „Magistralenbussen“ und Zubringern zum Teil bis in die Umlandgemeinden, was die Tram-Idee vorweg nähme. In Anlehnung an das Mobilitätskonzept für Cloche d‘Or sollen zum anderen Spezialangebote für Betriebe mit vielen Beschäftigten an unterschiedlichen Standorten entstehen, wie für die Europa-Institutionen oder verschiedene große Banken zwischen Kirchberg, Gasperich, Hesperingen und Bartringen. Außerdem soll ein Rufbus-System auf schwächer frequentierten Verbindungen entstehen.
Autoverkehr im Transit schließlich soll stärker als heute um das Stadtzentrum herum geleitet werden. Nicht zuletzt eine wichtige Voraussetzung dafür, dass die Bauarbeiten für die Tram vor allem auf der Avenue de la Liberté nicht zu Staus führen. Ändern soll sich auch die Nutzung der Nei Avenue durch die RGTR-Überlandbusse.